der Wunsch an sich
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11.-13.04.06
Endlich faul sein und soweit die Sonne sich blicken lässt Piggis (sprich Pigmente haschen) nur Herr Erwin spricht nicht mehr mit mir. Kein Problem - jedenfalls nicht für mich.
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14. 04.06
2.00 Uhr Stereoklingeln aus Handy und Zimmertelefon. Aufstehen Frühstücken abfahren,
Bus Flugzeug Auto Empfang bei 6 Grad und Regen. Endlich wieder zu hause, Computer an und aufschreiben und wieder richtig deutsch lernen - voll krass.

6.15 wecken, Frühstück, abfahren. Heute 7,15 Uhr ist ja schließlich Sonntag. (Schlimmer als arbeiten gehen).Heute muß die Reise bezahlt werden, aber noch ahne ich nichts davon und bin quietschvergnügt, auch wenn unser Gestillter schreit wie am Spieß (so wie immer, aber wo ist eigentlich der Spieß?)
Station Nr.1 ist die Teppichknüpferei. Du fängst ganz harmlos an, landest in einem Labyrinth und endest in einem neuen Dispokredit. Gemäß Junior darf ich das neue Familienmitglied Seidenteppich auf den Arm nehmen, lieb haben, mit ihm kuscheln und sonstige Unsinnigkeiten machen.
In dem Bewustsein, einen wirklich, wirklich kostbaren Solidaritätsbeitrag für Land, Leute, Natur und angrenzende Nachbarstaaten geleistet zu haben, verlasse ich diese Stätte und muß erst mal mehrere Nikotindosen in mich rein stopfen.
Also wenn ich geglaubt hatte, einen Schnäppchenurlaub zu haben, werde ich spätestens an dieser Stelle eines Besseren belehrt.
Aber nicht jammern sondern erstmal essen. (War schließlich bezahlt) In diesem Restaurant wird die Reaktionsfähigkeit getestet. Wird der Teller 8 Sekunden nicht berührt, wird er weggeräumt – kein Quatsch ich habe das mehrfach getestet. Die haben entweder einen Mangel an Tellern oder das Konzept des Schnellimbiss falsch verstanden. Weiter geht es in Richtung Kemer. Berge Hoch und runter, Tunnel rein und raus und irgendwie werden die Wolken immer dichter, dunkler und mehr. Wenn es jetzt noch regnet und die Temperatur um einige Grade absinkt, ist es wie zu Hause, nur der Wein ist achtmal teurer, was dieses Land als Auswanderungsziel absolut inakzeptabel macht.
Das letzte Hotel ist frisch umgebaut und einige Kilometer vor Kemer in einer Bucht gelegen.
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Die Zimmer sind schnell gefunden und komfortabel. Junior hat seine Sensoren auf Hallenbad gestellt und ich finde schnell Meer (Strand mit Steinen). Ich verstehe immer noch nicht, warum es untersagt ist Steine mitzunehmen. Dann hätten die doch bald Sandstrände, die Lust au f das Baden machen. Aber bitte, sperrt ihr nur hier sammelwütige Touris ein, werdet schon sehen, was ihr davon habt.
Erwin gibt mir seine Zimmernummer, ich weiß nicht was soll es bedeuten…..
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Am Abend bevölkern wir in illustrer Runde die Hotellobby und später fallen wir ins Bett. Hatte ich irgendwas vergessen ? Sicher nicht.

6 Uhr wecken, Frühstück und 7,30 Uhr Abfahrt nach Pamukkale. Unsere letzten Reisenden waren heute auch da. Ein junges Ehepaar mit ihrem zweijährigen Sohn. War nicht zu überhören – die ganze Zeit nicht……..
Er wurde übrigens noch gestillt, aber das half auch nicht.
Erst mal Land gewinnen und auf ins Gebirge – ich glaube man nennt es den Taurus – den Stier. Hoch, reich, voller Bodenschätze und fruchtbar (?), wie ein Stier oder die Türken oder hatte ich das alles in den falschen Hals bekommen?
Stopp am Stausee: Rauchen, pullern, Bilder machen, weiter fahren.
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Halt an der Raststätte (Siehe oben plus Essen)
Gegen Nachmittag Einfahrt in Pamukkale, flankiert von wortreicher Erklärung zu den Kalkterassen, von der im Kern nur übrig blieb, das rücksichtsloser Tourismus seitens der Reisenden und der Hotelbesitzer ein einzigartiges Naturschauspiel beinahe vernichtet hätte, hätte nicht UNESCO in letzter Minute eingegriffen und Rettungsmaßnahmen eingeleitet, die den stark verschmutzten Terrassen eine Regeneration in den letzten Jahren verschaffte, um sie in ihren ursprünglichen glänzend weißen Zustand zurück zu versetzen. (Was für ein Satz)
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Das Baden ist nur noch in einem speziellen Becken am Fuß des Berges gestattet und Touristen dürfen nur noch einen Weg durch die Terrassen barfuss benutzen. Dieser Weg führt durch warmes Wasser und fies spitzen Stein. Außerdem empfiehlt sich das Tragen heller Kleidung, da Kalk auf schwarzer Hose deutliche Spuren hinterlässt.
Nach Besichtigung des Antiquetheaters, alter Sargopharge , Totenhäuser und einer mehr oder weniger erkennbaren antiken Allee (Erdbeben, Grabräuber und andere Katastrophen taten hier ihr übriges) landeten wir in einem Gartencafe zusammen mit Vater und Tochter, deren Dialekt sie zweifelsfrei als Berliner identifizierten, und nippten Cola und erzählten von voran gegangenen Reisen.
Inhalt: „Warst du schon in…..“ „Ja und echt wirklich?“ „Und wart Ihr schon in .“ Okay hier hatte ich es mit echten Profis zu tun, die mir einige Kontinente voraus hatten – aber ich bin ja noch jung…….
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Doch nun saßen wir hier , am Antiquebad in Pamukkale, nuckelten an unserer Cola und schauten auf das Antiquetheater über uns und fühlten uns erschöpft, aber gut.
Es war nur noch ein kurzer Weg zu unserem Hotel mit eigener Thermalquelle und in die wollten wir sofort rein. Junior und ich waren mindestens die Zweiten, die dort eintrafen.
Im warmen - körperwarmen? – also entweder sind wir Kaltblüter oder die wollten uns wirklich kochen, aber das war signifikant wärmer als unsere Badewanne. Wir brauchten eine ganze Weile um rein zu kommen und als wir drin waren, brauchten wir eine noch größere um wieder raus zu kommen. Von dort direkt in den Whirlpool und unverzögert ins Bett und in die Ramschlafphase. Wie durch ein Wunder schafften wir es, das Dinner nicht zu verpassen. Junior bat danach um die Erlaubnis sich ins Bett legen zu dürfen und ich holte die Geburtstage 16 – 20 nach. Volljährig ging ich in die Bar, um die Bauchtänzerin zu sehen. Hier gabelte mich Herr Erwin auf und lud mich zu türkischen Tee ein – böse Falle. Er brachte mich zum Lächeln – noch bösere Falle und dann erzählte er mir, dass er verheiratet war und zwei Töchter hatte – reingefallen, nun aber er, denn nun hatte ich einen guten Grund ihm zu erklären, warum er mich nicht anbaggern konnte (Es war schon mein 5. Glas Tee) schliesslich habe auch ich meine Prinzipien.

„…weil heute dein Geburtstag ist…“, nein Juniors Gedicht war noch viel schöner und so ging die alte Frau hoch erfreut zum Frühstück. Gegen 10 Uhr offizielle Lagebesprechung. Drei Reiseleiter würden uns umsorgen: ein Kettenraucher, ein normaler Raucher und ein Nichtraucher. Wir bekamen den Letzteren. Das Ausflugsprogramm war zwar includiert (der Ausdruck stammt nicht von mir!), aber bitte alle sollen den Extrapreis von 49 Euro bezahlen. (Das Rad soll sich ja drehen). Oder zumindest das Mittagessen macht 29 Euro pro Nase. Ein Riesenprogramm wurde aufgezählt und mit zunehmender Panik vermisste ich das Wort Freizeit. Oder: Zeit zum in der Sonne liegen….
Dafür gab es die Worte Kultur, Bootsfahrt, Lederfabrik, Goldschmiede, Teppichknüpferei …
Und gleich heute die Orientierungsfahrt durch –opps den Namen habe ich schon wieder vergessen.
Aber die Abfahrt erst 13. Uhr- Glück gehabt. Da können wir ja wenigstens eine Stunde braten. Schwups liegen wir im gleichnamigen Stuhl und Junior probiert sogar den Pool aus.
Brav stehen wir dann zum Orientieren bereit und fahren mit dem Bus Richtung Zivilisation. Unterwegs erzählt uns Herr Erwin wie groß, wie schön und wie toll sein wunderbares Land ist. (Er wurde übrigens in Deutschland geboren…) Wie jung und dynamisch sein Volk ist, wir in Deutschland haben ja große Probleme und deshalb gehört die Zukunft uns, also ihm, also den Türken. „Bei Ihnen viel Arbeitslosigkeit und alles teuer. Ihre Unternehmer investieren lieber im Ausland – also in Türkei.“ Ja EU – nicht alle wollen EU, dann Handarbeit wird teuer, also so richtig konnte ich Erwins Erklärungen nicht folgen und ich war auch zu schwach, um seinen Argumenten zu trotzen, denn ich hatte Hunger. Und schon kamen wir auch an eine Raststätte, die idyllisch am Fluß gelegen mit frischen Forellen oder Hackspieß, sprich Kebab, auf uns wartete. Der Fisch war frisch und hätte dennoch eine weitere Minute auf dem Grill zu bringen können. Ich hatte das Gefühl, sie zappelt noch ein wenig.
Weiter ging es zum Antique Theater (bitte wir haben in der Türkei keine Amphitheater) in Abidos ? mit Aquädukt und anderen historischen Gemäuern.
Nun S-Brücke- ganz alte Brücke mit Knick in der Mitte und römischen Fundament und Marmor Aufsatz aus Neuzeit, weiter kleine Stadt, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.
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Herr Erwin: “Sie kucken immer so ernst.“ (Ja im Reiseführer hiess es, das Lächeln als Einladung aufgefasst wird) „Finden Sie? (Gut)
Die Pause in der Stadt- deren Namen ich vergessen habe- verging schnell und wir fuhren wieder in unser Super Hotel, das stand wo Fuchs und Hase sich Gute-Nacht sagen.
Nun war es Zeit mich meinen Genüsse hinzugeben. Das Hammam wartete auf mich. Zuerst aufweichen und dann kam der Wäscher mit seinem Peelinghandschuh. Gemeinerweise zeigte er mir wie viel Schmutz er abwusch. Ich fragte mich, ob meine drei Stunden Sonnenbaden jetzt völlig umsonst gewesen waren. Wahrscheinlich würde ich kreidebleich hier wieder raus kommen. Der Bademeister war so eifrig bei der Arbeit, dass er ausrutschte und mir zu Füßen fiel. Dennoch ließ er unablässig Schaum auf mich rieseln – sehr prickelnd.
Schon bald lag ich gesichtsmaskiert im Ruhebereich und wartete auf den Höhepunkt, die Ganzkörper-Öl-Massage. Ausgeführt von einem handwerklich begabten Masseur und mit genau der richtigen Menge Öl. So könnte die Göttin zu Abend dinieren und dann auf jeden einzelnen ihrer Geburtstage anstoßen. (An diesem Abend kam sie nur bis zu ihrem 15. und da ihr dieses Alter gefiel, schlief sie damit ein.)

07.04.2006
Die Wunschdestination war es nicht gewesen. Es gab vielmehr diesen Gutschein, den mein Bekannter nicht einlösen konnte und bevor „Eine Woche traumhafter 5-Sterne –Urlaub in der Türkei“ verfielen, lösten wir ihn ein. Der Wetterbericht versprach nicht wirklich sommerliches, aber nach diesem nicht enden wollenden Winter war uns alles Recht, was nur entfernt sonnig, trocken und auch warm war.
Um 9.45 Uhr sollte es ab Hamburg losgehen, Wir warteten noch auf ein Paar, 3 Katzen und einen Hund- so fünfzehn Minuten. Je später der Abend, desto unhöflicher die Zugestiegenen. Jetzt sollte es wirklich losgehen und der Pilot machte ernst und startete die Maschine. Ein lauter Aufschrei, gefolgt von einem panischen „Ich will runter!!!!“ zeigte, dass der kleine Junge schräg rechts vor uns, echt keine Lust zum Fliegen hatte. Jedenfalls nicht mit so einem großen.
Aber ihm blieb nichts anderes übrig und uns auch nicht, als die nächste halbe Stunde seinen Protest lautstark vorzutragen. (Danach wurde es plötzlich still – vielleicht wirkten die Valium?)
Nach dem Essen „Troja“ schauen und drei Stunden später meldete sich der Pilot, um seinen Rapport zu geben, den er mit den Worten: “Der Unterhaltungsvorgang wird hier abgebrochen“, schloß.
Gegen 14.00 Uhr landeten wir in Antalya bei sonnigem Wetter und Wärme, die uns sogleich die Klamotten vom Leib reißen ließ. Der Bus zum Hotel war schnell gefunden und los ging die wilde Fahrt zum ersten Stopp Alanya.
Das Fünf-Sterne-Hotel war neu gebaut und stand auf dem Acker. Zwar am Meer, aber auch in der Pampa. Also weit und breit nichts. Nun kein Problem. 1. Sachenwechsel und 2. raus. Lage peilen!
Geradezu das Meer, rechts Pool und links Bar; Mitte Liegstühle. Was gibt es Schöneres?
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An diesem Abend nicht viel.

„Ich kann heute leider nicht zum Englischkurs kommen mir geht es nicht so gut“ Notlügen gehören zum Geschäft und so konnten wir am Freitag schon mittags die Reise Richtung Süden antreten. Wir kamen gut durch und am Nachmittag am Edersee an. Ute wartete schon auf uns und es gab so viel zu erzählen, Urlaubsfotos ansehen. Abends ging es zu einem Mexikaner. Erst saßen wir draußen, aber die Gewitterfront schob sich unerbittlich näher und wir ergatterten einen Tisch auf der sonst als Tanzfläche gebrauchten Stätte und so sahen wir unter der Diskokugel dem Naturschauspiel zu. Ähnliches hatte ich am Gardasee vor fünf Jahren erlebt. Blitze über Bergkuppen spiegelten sich im See und Donner grollte, als stünde der Weltuntergang bevor.
Samstag war auch nicht wirklich besser. Meine Garderobe war nach dem Wetterbericht zusammen gestellt. Leider hatte ich die Tage nicht richtig verstanden und so waren meine Sommerkleider recht nutzlos. Egal. Es ging rund um den Edersee. Mit seinen Absperrungen und Sperrmauern und Halbinseln zu einem Campingplatz, dessen Currywürste man nicht empfehlen darf – by the way die einzig wahren Currywürste sollte man nachts um vier auf dem Kudamm zu sich nehmen…. – gab es ein lustiges Minigolfspiel.
Der Höhepunkt des Abends war jedoch die Dorfdisko. Natürlich, wenn ich nach Löhlbach ziehen würde (das ist der Ort kurz bevor sich Fuchs und Igel gute Nacht sagen), würde ich innerhalb eines Monats einen Mann fürs Leben finden (wer will das schon) und überhaupt so ein Landwirt hat es schon in sich. ..
In Utes heimischen Wintergarten schmeckte der Pinacolada wieder und wir haben fest beschlossen im Oktober gemeinsam nach Tunesien zu fahren – es war einfach zu schön.
Es war Sonntag und wir mussten wieder nach Hause, die Zeit war viel zu schnell vergangen – wie lange halten Urlaubsbekanntschaften, ich hoffe eine ganze Weile, denn manchmal findet man eine verwandte Seele…

Strahlend sonniger Himmel und inzwischen haben wir schon eine Stammecke am Pool. Der Kellner erkennt unsere Wünsche zwar blind, aber benötigt immer eine Stunde um sie zu erfüllen.
Die Animateure haben viel Spaß mit uns und diesmal können sie uns sogar zur Wassergymnastik überreden. Ob die effektiv ist, lässt sich nicht sagen, aber ich habe selten soviel mit Wasser gespritzt.
Am Nachmittag werden Junior und ich zur Quadtour abgeholt. Außerhalb der Stadt ist das Gelände geprägt von Feldern umgeben von Wegen, die vom Regen ausgewaschen wurden und nun von der Sonne getrocknet und gehärtet worden sind. Das ideale Gelände für die kleinen vierrädrigen Gefährte. Junior, darf trotzt Protest meinerseits, allein fahren. So setzt sich die Karawane aus vier Fahrzeugen in Bewegung. Vor mir der Führer hinter mir Junior und am Schluss ein französisches Pärchen, das zu Beginn noch ein wenig mit den Tücken des Geländes zu kämpfen hat. Trotzt Anweisung des Führers nur nach vorn zu schauen, beobachte ich Junior, der brav an meinem Hinterrad klemmt und fährt als hätte er nie etwas anderes gemacht. Natürlich liegt auf der Strecke zufällig ein Berg auf den man hoch und wieder runter fahren muss. Wir schlucken viel Staub und holen uns Sonnenbrand, da ich an das Hemd zwar gedacht habe, aber es nicht angezogen habe. Leider ist es ein wenig schwierig während der Fahrt zu fotografieren, aber während der Pause hole ich ein wenig nach. Junior ist glücklich.
Nach zwei Stunden ist die Fahrt zu Ende und ich bin glücklich, das nichts passiert ist.
Im Hotel kämpfe ich mit meinen Haaren und versuche durch Kuren und Mineralwasser sie wieder gnädig zu stimmen.
Zum animierten Abendprogramm gehört eine Show, die von den Animateuren gezeigt wird. Mal abgesehen davon, dass sie schon so eine Augenweide für die Betrachterin sind, können sie sich auch außerordentlich gut bewegen und man wünscht sich sie würden immer weiter tanzen ……
Irgendwie tun sie das auch, denn wir treffen sie später in der unweit vom Hotel gelegenen Latinobar wieder. Willi und Martina sind heute abgefahren und Ute und ich sind mit Holger und Claudine, Ali und noch einigen anderen in die Disko gegangen. Also tanzen bis der Arzt kommt. Und da er nicht kommt hören wir so schnell auch nicht wieder auf. Gegen fünf sinke ich mein Bett und in Tiefschlaf und träume noch immer von Salsa Merenge und Bauchtanz……

Der Vormittag gehört wieder dem Pool. Wir lernen einige Urlauber kennen, so auch Ute, die unglaublich viele lustige Geschichten zu erzählen weiß, für ein Reisebüro gearbeitet hat und auf diese Weise Hotels in der ganzen Welt besucht hat. Da ich ihren bildreichen Erklärungen zuhören will kann ich auch heute leider nicht Bogen schiessen, Minigolf oder Dart spielen – Buch lesen ist auch nicht drin. Aber das Eincremen und in der Sonne wenden zeigt langsam Wirkung und wir werden langsam durch –sprich färben uns ein. Wenn ich Junior nicht aus dem Hallenbad heraus schleifen würde, wäre er am Ende des Urlaubs immer noch ein Weißkäse.
Für den späten Nachmittag habe ich mir einen Termin für das Hammam geben lassen. Bis jetzt habe ich nur verschiedenes darüber gehört. Leider hat mir niemand gesagt, ob und was man darin anzieht. Vorsichtshalber probiere ich die funkelnagelneue blendend weiße Unterwäsche und gehe hin. Die freundlichen Damen führen mich in den Vorraum und sagen lächelnd irgendetwas mit change und lassen mich mit einem Paket, bestehend aus Bademantel und Handtüchern allein. Ja was denn jetzt? Alles oder nur die Hälfte ich bin so schlau wie vorher und lasse die Unterwäsche an. In den Schwaden aus warmem Wasserdampf erkenne ich eine Frau im Badeanzug. „Am besten ist es ohne alles“ Klar, denn es wird auch alles nass. Die Erfahrung gewaschen zu werden,ist neu und auf keinen Fall unangenehm. Glücklicherweise hab ich mir keinen Sonnenbrand eingefangen, sonst wäre das nun folgende Peeling eine Tortour geworden. Dem folgt eine Packung mit grünlichem Schlamm. Das ist das vorläufige Ende für meine bis dahin leuchtend weiße nun klitschnasse Unterwäsche. Nach der Ruhepause folgt einen Ganzkörpermassage und danach bin ich fast fertig für den Abend. Nach dem Essen treffen wir Ute, Willy und seine Frau Martina in der Bar. Allerdings habe ich noch einen Termin. Momo hat nicht locker gelassen und mich zu einem Date am Abend überredet. So treffe ich mich mit ihm am Eingang und wir fahren in den neuen Teil der Stadt Hammamet Yasmin. In den letzten Jahren entstanden hier um den Yachthafen eine Reihe sehr schöner neuer Hotels. Lella Baya ist eines davon. Die Fassade ist eine gekonnte Verbindung aus traditioneller (Palast)Bauweise in Verbindung mit Moderner. Die Lobby ist wundervoll. Wir trinken Minzetee und Momo redet. Ich ärgere mich den Fotoapparat vergessen zu haben. Sollte ich ein viertes Mal in dieses Land fahren, will ich gern hierher. Also vielleicht in fünf Jahren ein wenig sparen sollte ich wohl schon dafür. Was hat er gerade gesagt? Nun egal ich hatte ihm bereits vorher angekündigt, das ich von Junior nur eineinhalb Stunden Ausgang bekommen habe und die sind fast rum. Die Quadtour für morgen ist gebucht und ich will jetzt zurück. JETZT. Ob wir Freitag einen Ausflug mit ihm nach Tunis machen wollen – ich weiß nicht, ich werde darüber nachdenken (eher wohl nicht) Wo bleibt das bestellte Auto – Ich kann nicht glauben, dass es gleich kommen wird. Und auch die Kette aus Jasmin besänftigt mich nicht. Eine halbe Stunde zu spät komme ich im Hotel an und Junior ist mächtig sauer auf mich. Er hat sich Sorgen gemacht und schon gedacht mir wäre was passiert. Nun weißt du mal wie das ist!

Als ich auf den Balkon trete, ist der Garten mit dem Pool noch menschenleer. Beruhigt stelle ich fest, dass noch keine Handtücher irgendwelche Liegen besetzen. Lautes Vogelgezwischer begleitet den Tagesanbruch. Junior wird auch wach und nach dem Frühstück geht es zum obligaten Begrüßungsgespräch. Der Reiseleiter lässt seine vielfach erprobten Witze los und stellt die so superseriösen Ausflugsanbieter vor. Erstmal wollen wir aber rein wirklich gar nichts buchen, sondern endlich in die Sonne und ans Meer. Das soll nur vierhundert Meter entfernt sein – aber in welche Richtung? Also bleiben wir erstmal am Pool und legen uns in die strahlend heisse Sonne. Die Animateure sind ja wirklich süß, aber nein auf keinen Fall will ich jetzt Minigolf spielen hey und auch kein Bogenschiessen und Dart schon gar nicht. Das es auch einen Ruhepool gibt, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und so erkläre ich bestimmt fünfmal, dass ich aus Deutschland komme, gerade angekommen bin und schon zum dritten Mal in Tunesien bin. Nein in diesem Hotel Zum ersten Mal aber in Hammamet war ich schon vor elf Jahren - leider weiß ich nicht mehr, wie das Hotel hiess, aber es war direkt am Strand und ja klar die zweite Reihe, war damals gerade in Bau. Ich meine, mich noch versteckt an die Baugeräusche erinnern zu können. Vor allem erinnere ich mich, mit meinem Exmann da gewesen zu sein und das ist bestimmt keine gute Erinnerung aber das zweite Mal mit Schwesterchen vor fünf Jahren war super. Das war aber in Madhia. Nun ich kann noch nicht sagen, was mir besser gefällt, ich bin ja gerade erst angekommen (siehe oben) aber ja das Hotel ist ganz schön (bis auf die Monsterkakerlake, deren Kadaver heute früh fachmännisch entsorgt wurde-mit etwas Krepp und erst auf nachdringliche Nachfrage an der Reception und unter zu Hilfenahme der gemachten Fotos) So und jetzt erstmal Mittag… Wo ist eigentlich Junior? Im Hallenbad werde ich fündig. Seit vier Stunden verlässt er das Wasser nicht mehr. Es hat fast Badewassertemperatur und noch sind keine Schwimmhäute gewachsen. Aber jetzt Mittag. Unterwegs wieder nette Menschen. Ja ich bin aus ….(siehe oben)
So aber nun ans Meer. Vor dem Eingang steht ein freundlicher älterer Tunesier den ich nach der Richtung frage. „Du kommst aus Deutschland- Du bist wirklich sehr nett ich habe hier ein Geschenk für dich“ Nein ich will kein Geschenk aber schon baumelt um Juniors Hals eine Kette aus ich weiß nicht was und nun soll ich nur kucken nach der Kette aus vermeintlichen Silber, die seine Frau, die zu Hause sich auch um die große Kinderschar kümmert, in Handarbeit fertigt. Gar nicht teuer „Ich mach guten Preis. Kostet sonst dreißig Dinar für dich für zehn Dinar, weil du so nett bist. Aber ich wollte nur zum Strand?????? Es ist zwecklos das Teil kostet mich sechs Dinar, aber ich denke Junior wird eine gute Gelegenheit finden jemanden damit glücklich zu machen. Also zum Strand geht es da lang und nun gelingt es niemanden, mich noch einmal anzusprechen. Und endlich liegt es vor uns, dieses blaue türkise und royalblau schimmernde unendliche Meer. Etwas zu kalt zum baden - aber ich bin am Meer und kann mich am Anblick nicht satt sehen. Irgendwann kann ich mich davon trennen und auf dem Rückweg treffen wir Momo, einen älteren Tunesier, der die Quadtouren anbietet und uns spontan auf einen Kaffee ins danebenliegende Sheraton einlädt. Hier erfahre ich alles über seine missglückte Ehe mit einer Deutschen und seinem Leben in Deutschland und eigentlich würde er mich sofort heiraten, aber er wäre auch schon glücklich, wenn ich morgen Abend mit ihm ausgehe.
Nun ich muß erstmal nachdenken. Und vielleicht machen wir die Fahrt mit dem Quad (das Leuchten in Juniors Augen stellt die Sonne in den Schatten) aber jetzt muß ich wirklich zurück ins Hotel (Warum weiß ich jetzt auch nicht, aber es wird wirklich Zeit.) Und so kosten wir den letzten Sonnenstrahl am Pool aus und dann beginnt das Abendprogramm.

6.00 Uhr ich bin wach

6.10 ich kann nicht mehr schlafen

7.45 Koffer sind gepackt

8.20 Wohnung ist doch aufgeräumt

10.30 Auto zur Generalüberholung weggebracht

11.00 ich habe noch Zeit
….
17.30 Abholdienst endlich eingetroffen.

Natürlich kommen wir rechtzeitig am Flughafen HH an. Sogar einen Parkplatz direkt vor dem Eingang finden wir. Obwohl gerade Ferienzeit ist, dauert das Einchecken nicht lange . Erstmal einen Sekt auf den Urlaub, sonst kann es mit ihm nichts werden. Noch einen hektischen Blick auf das Auto, aber es wird nicht abgeschleppt. Junior knipst die erste Fotokarte voll, während ich mir offensichtlich gerade das beginnende Ende einer Ehe anhöre, aber das kann ich auch nicht ändern und jetzt will ich nur noch in den Flieger und weg.
Also Verabschiedung – nein das Auto ist noch nicht abgeschleppt. Und vielen Dank für das Bringen und in einer Woche am Terminal 4 gegen acht. Also Tschüss und nochmals vielen Dank…
Passkontrolle und ab in den Duttyfreeshop. Noch eine Stunde bis Abflug. Erstmals mit Tunisair- auf diese Weise komme ich nie zu meiner Miles and More Card. Aber egal. Sicherheitshinweis auf arabisch klingen super beruhigend. Inschallah – so wahr Gott will, werden wir die Schwimmwesten nicht brauchen – über dem Festland erscheinen sie sowieso ein wenig unangebracht. Überhaupt wann geht es hier los? Jetzt und da es inzwischen dunkel geworden ist, kann man eh nichts mehr draussen erkennen und so verleben wir 2Stunden 45 Minuten mit dem unglaublichen Boardservice (?) und dem interessanten Journal in Französisch und Arabisch. Mein Buch habe ich schlauerweise in den Koffer gepackt. Junior hat da besser vorgesorgt und vergnügt sich mit seinem Gameboy – ich widerstehe der Versuchung ihn ihm wegzunehmen. Inschallah werden wir wohl auch bald landen. Schnell noch die Uhr eine Stunde zurück und den Sitz in eine aufrechte Position stellen und soeben ist Monastir auch schon etwas ruppig berührt und ich vermute, sie meint, wir sollen noch angeschnallt bleiben bis - inschallah die Parkposition erreicht ist. Der Flughafen scheint sich seit meiner letzten Ankunft vor fünf Jahren nicht verändert zu haben und die Passkontrolleure schauen immer noch grimmig drein, aber lassen uns doch einreisen. Der Reiseleiter zeigt uns den Weg zum Bus nach Hammamet und endlich ist Zeit für eine Zigarette. Im Bus wird uns erklärt, das heute 23 Uhr auf die Sommerzeit umgestellt wird, so das hier nun dieselbe Zeit, wie in Deutschland herrscht. Also Uhr wieder vorstellen. Es sind knapp 17 Grad es ist dunkel und neblig. Auf unserem Weg durchdringen wir wahre Wände aus Nebel, die keine Sicht mehr lassen. Aber wir erreichen gegen Mitternacht unser Ziel und auch wenn die Frau vorne schreit:“ Nein nicht das ist nicht mein Hotel“ so wollen wir sehr wohl hier aussteigen du Egoistin. Fahr das nächste mal mit einem Mietwagen – ich glaube, der Urlaub war mehr als überfällig.
Und wirklich nur nette Menschen warten auf uns. Warum gibt es eigentlich bei uns keine Kofferträger? Der arme Kerl ist ein Hänfling könnte fast mein Sohn sein und kämpft tapfer mit den 25 Kilo Gepäck (Ich habe mich diesmal wirklich zurückgehalten und nur das absolut notwendigste eingepackt.) Im Zimmer angekommen fällt Junior nur noch ins Bett und schläft sofort ein. Das ist der Grund, warum er die fingerlange Kakerlake nicht sieht, die kampfbereit in der Ecke auf uns lauert. Ich bewaffne mich mit einem Handtuch und beginne die Jagt auf sie. Im dritten Anlauf kann ich sie nicht nur einholen, sondern auch todesmutig besiegen. Auf den Schreck muß ich erstmal an die Bar und einen Gintonic vernichten. Auch hier nur nette Menschen. Schnell enspinnen sich Gespräche in einem Kauderwelsch aus Dinglisch – sprich Deutsch gemischt mit ein paar Brocken Englisch und viel Gestik. Aber heute wird es nur ein kurzer Aufenthalt, es ist schon halb zwei und ich muß dringend ins Bett.

 

twoday.net AGB

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