Gestern sagte meine liebste Freundin, die ich nach langer Zeit endlich wieder sah, schreib doch mal wieder- „Ich schreib nur wirklich gut, wenn ich total unglücklich bin und außerdem passiert ja gar nichts, worüber ich schreiben könnte“.
Aber heute Nacht lag ich dann wach – nicht die ganze - schließlich zwang mich der hastig und unter Zeitdruck hineingestürzte Procecco doch zur Ram-Schlafphase, und da fiel mir ein, das ich doch etwas erlebt hatte und sogar sehr unglücklich war.
Vor sechs oder sieben Wochen gab es eine Feier bei uns. Also es war die Feier, die bei der Junior in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen werden sollte. Offiziell und was soll ich sagen, für ihn hatten wir ein super chices Erwachsenen-Outfit in seiner Größe besorgt und er sah einfach toll aus. Und die Feierstunde war so feierlich, das meine Mama und ich in Tränen zerflossen, der Rest der Familie scheint ja hier eher nüchterner und fotografiert oder amüsiert sich über solch unerlässlichen Gefühlsausbrüche. Aber schon zu weit vorgegriffen.
Eine halbe Stunde vor Abfahrt wollte ich in mein Gala - Outfit hüpfen, das ich für solche Anlässe gern benutze. Das Jackett ist glücklicherweise schwarz, sonst hätte es mich fatal an eine aufplatzende Weißwurst erinnert. Und obwohl auch hier ein Strechanteil enthalten ist, schien der taillierte Stoff und der recht stabil angenähte Knopf dem Druck nicht gewachsen zu sein. Vermutlich waren die Sachen eingegangen, weil ich sie so lange nicht mehr benutzt habe. Man hört ja öfter von diesen Dingen. Als Alternative verblieb nur noch der Rock mit dem höchsten Strechanteil und der Schlabberpulli in Gold. Den missbilligenden Blick meiner Mum hatte ich ignoriert, schließlich ging es ja nicht um mich. Aber meine neuen Ausmaße bereiteten mir schon einiges Kopfzerbrechen und so ging ich in ein Sportgeschäft. Eigentlich um für Junior Turnschuhe zu kaufen, aber ich wagte, den smarten Verkäufer mit dem knackigen Hinterteil zu fragen, ob es nicht Schuhe zum Walken gäbe. Ok ich wollte eigentlich, das er sich umdreht und im Regal etwas sucht. Möglichst weit unten oder auch ganz oben. Hauptsache ich hab Spaß beim Einkaufen.
Und freudestrahlend kam er mit einem Paar zu mir und meinte, wenn man es wirklich richtig machen wollte, käme man an diesen auf keinen Fall herum. Ich sagte „O“ und er sagte richtig. Und was dann folgte habe ich nur im Kern verstanden, nämlich dass sie wie alleine laufen würden. Ich nahm sie also und natürlich auch die Schuhe für Junior, der jetzt quasi ein erwachsener Junior ist handelte noch einen 10prozentigen Nachlass aus, der Zwanzig Euro betrug, Ich will jetzt nicht darüber reden wie viel ich ausgegeben hatte, und war stolze Besitzerin von O und A und so weiter und stellte sie erstmal hin und wartete. Aber sie bewegten sich nicht ein bisschen. Und dann dachte ich, wenn sie also von alleine laufen, dann werden womöglich nur sie fit und schlank und ich habe nur den Stress. Also blieben sie wo sie waren. Und dann fand ich den ultimativen Anlass, wo ich sie tragen musste. Das war letzten Montag. Da fuhr ich mit der Expertin nach Bremen zum Konzert. Depeche Mode hatte gerufen und alle waren gekommen. Oder wollten es zumindest. Wenn ich das nächste mal im Radio von Personen auf der Autobahn höre, werde ich unweigerlich an die Ordner in neon farbenden Jacken denken, die versuchten die Blechlawine in ein schmales Gässchen zu drängen um ihr unsinniges Park-and-Ride Konzept durch zu drücken.
Das entpuppte sich nicht wie vorgestellt als ein großer Parkplatz sondern ein Industriegebiet am Hafen das völlig zu geparkt war. Irgendwie gelang es uns dann dennoch das Auto irgendwo hineinzuquetschen. Und uns auf die Suche nach den Bussen zu machen, die uns ins Weser-Stadion fahren sollten. Hat den Fahrern eigentlich mal jemand gesagt, das es völlig daneben ist DM-Fans mit Schlagern zu quälen?. Und eine Stadtrundfahrt war auch nicht angebracht, schliesslich hatte die Autobahn- soll ich lieber sagen –Schleichfahrt, oder wie Junior sagen würde: wenn wir noch langsamer fahren, fahren wir rückwärts, einige Zeit gekostet. Und wir waren auch nicht wegen der wunderschönen Stadt gekommen. Und wirklich ich war schon einige Male in Bremen und ich glaube nicht, das es wegen der Stadt war.
Aber wir kamen an. So wie viele vor uns. Das Innenfeld war eigentlich schon voll. Aber für uns als alte Konzerthasen ist das kein Problem und so stürzten wir Richtung Bühne. Und großzügig kann man auch sagen, dass wir fast ganz vorn standen…
Ja und nur acht Minuten nach Neun, also nach dem wir eine Stunde umringt von vielen, wobei die größeren natürlich alle vor uns standen, waren, die alle mit uns kuscheln wollten, ging es los. Und der lässig in schwarzen Anzug gekleidete- leider konnte ich dass Label nicht erkennen, aber er sah toll aus - Dave erhob seine Stimme. Und in diesem Moment geschah das Wunder. Ich sprang, oder meine Schuhe hoben mich hoch oder, na ich weiß nicht, aber so etwas hatte ich selten getan. Und weil ich das nicht kannte, landete ich auf dem Fuß, der Dame hinter mir. Vermutlich ziemlich unsanft, den so ein schmerz verzogenes Gesicht kann man nicht spielen, oder man ist ein verdammt guter Schauspieler. Es tut mir wirklich leid, aber die Schuhe sind mit mir durchgegangen. Und ich musste Dave auch richtig sehen. Der Sound war eher mittelmäßig, wenn ich wirklich wie meine Expertin vorgeschlagen Ohrstöpsel benutzt hätte, hätte ich gar nichts gehört. Wer tut auf Konzerten schon Ohrstöpsel rein- Weichei.
Nun Sound ist auch eher überbewertet, wenn man die Lieder sowieso alle kennt und extrem laut mitsingen kann. Zeitweise fand ich uns jedenfalls lauter. Dave war natürlich besser und sah auch super aus. Allerdings gibt es Abzug in der B-Note, da er sich nicht die Sachen vom Leib riss und mit freiem Oberkörper performte. Gut es war vielleicht ein wenig kalt und die Herren werden auch nicht jünger und so ein Schnupfen auf Tour ist auch kein Spaß – oder schlimmer eine Blasenentzündung- hatte ich gerade hinter mir und war kein Vergnügen.
Nach anderthalb Stunden war Schluss – offiziell, aber es gab noch zwei sensationelle Zugaben und dann war Schluss. Und irgendwie ging es dann nicht mehr weiter. Jedenfalls, sah es nicht so aus, als ob die Massen den Innenraum verlassen dürften. Und so sahen wir eingepfercht zu, wie die Ränge sich leerten und wir in der Falle standen. Und dann passierte das zweite Wunder. Die Schuhe zwangen mich, über die Absperrung zu klettern, an den bösen Ordnern vorbei, die sich immer nur mit kleinen Mädchen anlegten und die großen Kerle in Ruhe ließen.
Und dann waren wir im Freien und wir fanden einen Bus der uns zurück zum Auto Fuhr. Der Stadionsprecher hatte etwas von gesperrter Autobahnauffahrt gefaselt und dass man Arsten benutzen sollte, das lag zwar in der Gegenrichtung, aber egal wir wollten jetzt doch nach Hause. So aus meiner heutigen Weißheit weiß ich, dass es klug ist nicht auf Stadionsprecher zu hören – könnte ja sein, dass die gerade alten Stoff hatten – sondern seinem Instinkt oder dem Autoatlas zu vertrauen, denn wir landeten in dem Stau, vor dem er uns hätte warnen sollen, oder den wir nie kennen gelernt hätten, wären wir einfach richtig gefahren. Das nahm uns das Auto so übel, das es den Blinkdienst umgehend einstellte. Und in deiner grandiosen Nachtarbeit reparierte die Expertin, die werkzeugtechnisch es mit jedem ADAC- Mobil aufnehmen kann, diese Unzulänglichkeit zwei Uhr morgens auf dem Rastplatz. Wären wir mit meinem Auto unterwegs gewesen, hätten wir auf einen Retter hoffen müssen.
Wider Erwarten, kamen wir halb drei in heimatlichen Gefilden an, und was dort auf mich wartete ist wieder eine andere Geschichte.
Aber gestern war ich zum ersten Mal in diesem Jahr in der Strandbar. Mit meiner besten Freundin – ich denke das kann ich so sagen, und lümmelte mich im Liegestuhl und meinte, bei mir passiert doch gar nichts.
Aber heute Nacht lag ich dann wach – nicht die ganze - schließlich zwang mich der hastig und unter Zeitdruck hineingestürzte Procecco doch zur Ram-Schlafphase, und da fiel mir ein, das ich doch etwas erlebt hatte und sogar sehr unglücklich war.
Vor sechs oder sieben Wochen gab es eine Feier bei uns. Also es war die Feier, die bei der Junior in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen werden sollte. Offiziell und was soll ich sagen, für ihn hatten wir ein super chices Erwachsenen-Outfit in seiner Größe besorgt und er sah einfach toll aus. Und die Feierstunde war so feierlich, das meine Mama und ich in Tränen zerflossen, der Rest der Familie scheint ja hier eher nüchterner und fotografiert oder amüsiert sich über solch unerlässlichen Gefühlsausbrüche. Aber schon zu weit vorgegriffen.
Eine halbe Stunde vor Abfahrt wollte ich in mein Gala - Outfit hüpfen, das ich für solche Anlässe gern benutze. Das Jackett ist glücklicherweise schwarz, sonst hätte es mich fatal an eine aufplatzende Weißwurst erinnert. Und obwohl auch hier ein Strechanteil enthalten ist, schien der taillierte Stoff und der recht stabil angenähte Knopf dem Druck nicht gewachsen zu sein. Vermutlich waren die Sachen eingegangen, weil ich sie so lange nicht mehr benutzt habe. Man hört ja öfter von diesen Dingen. Als Alternative verblieb nur noch der Rock mit dem höchsten Strechanteil und der Schlabberpulli in Gold. Den missbilligenden Blick meiner Mum hatte ich ignoriert, schließlich ging es ja nicht um mich. Aber meine neuen Ausmaße bereiteten mir schon einiges Kopfzerbrechen und so ging ich in ein Sportgeschäft. Eigentlich um für Junior Turnschuhe zu kaufen, aber ich wagte, den smarten Verkäufer mit dem knackigen Hinterteil zu fragen, ob es nicht Schuhe zum Walken gäbe. Ok ich wollte eigentlich, das er sich umdreht und im Regal etwas sucht. Möglichst weit unten oder auch ganz oben. Hauptsache ich hab Spaß beim Einkaufen.
Und freudestrahlend kam er mit einem Paar zu mir und meinte, wenn man es wirklich richtig machen wollte, käme man an diesen auf keinen Fall herum. Ich sagte „O“ und er sagte richtig. Und was dann folgte habe ich nur im Kern verstanden, nämlich dass sie wie alleine laufen würden. Ich nahm sie also und natürlich auch die Schuhe für Junior, der jetzt quasi ein erwachsener Junior ist handelte noch einen 10prozentigen Nachlass aus, der Zwanzig Euro betrug, Ich will jetzt nicht darüber reden wie viel ich ausgegeben hatte, und war stolze Besitzerin von O und A und so weiter und stellte sie erstmal hin und wartete. Aber sie bewegten sich nicht ein bisschen. Und dann dachte ich, wenn sie also von alleine laufen, dann werden womöglich nur sie fit und schlank und ich habe nur den Stress. Also blieben sie wo sie waren. Und dann fand ich den ultimativen Anlass, wo ich sie tragen musste. Das war letzten Montag. Da fuhr ich mit der Expertin nach Bremen zum Konzert. Depeche Mode hatte gerufen und alle waren gekommen. Oder wollten es zumindest. Wenn ich das nächste mal im Radio von Personen auf der Autobahn höre, werde ich unweigerlich an die Ordner in neon farbenden Jacken denken, die versuchten die Blechlawine in ein schmales Gässchen zu drängen um ihr unsinniges Park-and-Ride Konzept durch zu drücken.
Das entpuppte sich nicht wie vorgestellt als ein großer Parkplatz sondern ein Industriegebiet am Hafen das völlig zu geparkt war. Irgendwie gelang es uns dann dennoch das Auto irgendwo hineinzuquetschen. Und uns auf die Suche nach den Bussen zu machen, die uns ins Weser-Stadion fahren sollten. Hat den Fahrern eigentlich mal jemand gesagt, das es völlig daneben ist DM-Fans mit Schlagern zu quälen?. Und eine Stadtrundfahrt war auch nicht angebracht, schliesslich hatte die Autobahn- soll ich lieber sagen –Schleichfahrt, oder wie Junior sagen würde: wenn wir noch langsamer fahren, fahren wir rückwärts, einige Zeit gekostet. Und wir waren auch nicht wegen der wunderschönen Stadt gekommen. Und wirklich ich war schon einige Male in Bremen und ich glaube nicht, das es wegen der Stadt war.
Aber wir kamen an. So wie viele vor uns. Das Innenfeld war eigentlich schon voll. Aber für uns als alte Konzerthasen ist das kein Problem und so stürzten wir Richtung Bühne. Und großzügig kann man auch sagen, dass wir fast ganz vorn standen…
Ja und nur acht Minuten nach Neun, also nach dem wir eine Stunde umringt von vielen, wobei die größeren natürlich alle vor uns standen, waren, die alle mit uns kuscheln wollten, ging es los. Und der lässig in schwarzen Anzug gekleidete- leider konnte ich dass Label nicht erkennen, aber er sah toll aus - Dave erhob seine Stimme. Und in diesem Moment geschah das Wunder. Ich sprang, oder meine Schuhe hoben mich hoch oder, na ich weiß nicht, aber so etwas hatte ich selten getan. Und weil ich das nicht kannte, landete ich auf dem Fuß, der Dame hinter mir. Vermutlich ziemlich unsanft, den so ein schmerz verzogenes Gesicht kann man nicht spielen, oder man ist ein verdammt guter Schauspieler. Es tut mir wirklich leid, aber die Schuhe sind mit mir durchgegangen. Und ich musste Dave auch richtig sehen. Der Sound war eher mittelmäßig, wenn ich wirklich wie meine Expertin vorgeschlagen Ohrstöpsel benutzt hätte, hätte ich gar nichts gehört. Wer tut auf Konzerten schon Ohrstöpsel rein- Weichei.
Nun Sound ist auch eher überbewertet, wenn man die Lieder sowieso alle kennt und extrem laut mitsingen kann. Zeitweise fand ich uns jedenfalls lauter. Dave war natürlich besser und sah auch super aus. Allerdings gibt es Abzug in der B-Note, da er sich nicht die Sachen vom Leib riss und mit freiem Oberkörper performte. Gut es war vielleicht ein wenig kalt und die Herren werden auch nicht jünger und so ein Schnupfen auf Tour ist auch kein Spaß – oder schlimmer eine Blasenentzündung- hatte ich gerade hinter mir und war kein Vergnügen.
Nach anderthalb Stunden war Schluss – offiziell, aber es gab noch zwei sensationelle Zugaben und dann war Schluss. Und irgendwie ging es dann nicht mehr weiter. Jedenfalls, sah es nicht so aus, als ob die Massen den Innenraum verlassen dürften. Und so sahen wir eingepfercht zu, wie die Ränge sich leerten und wir in der Falle standen. Und dann passierte das zweite Wunder. Die Schuhe zwangen mich, über die Absperrung zu klettern, an den bösen Ordnern vorbei, die sich immer nur mit kleinen Mädchen anlegten und die großen Kerle in Ruhe ließen.
Und dann waren wir im Freien und wir fanden einen Bus der uns zurück zum Auto Fuhr. Der Stadionsprecher hatte etwas von gesperrter Autobahnauffahrt gefaselt und dass man Arsten benutzen sollte, das lag zwar in der Gegenrichtung, aber egal wir wollten jetzt doch nach Hause. So aus meiner heutigen Weißheit weiß ich, dass es klug ist nicht auf Stadionsprecher zu hören – könnte ja sein, dass die gerade alten Stoff hatten – sondern seinem Instinkt oder dem Autoatlas zu vertrauen, denn wir landeten in dem Stau, vor dem er uns hätte warnen sollen, oder den wir nie kennen gelernt hätten, wären wir einfach richtig gefahren. Das nahm uns das Auto so übel, das es den Blinkdienst umgehend einstellte. Und in deiner grandiosen Nachtarbeit reparierte die Expertin, die werkzeugtechnisch es mit jedem ADAC- Mobil aufnehmen kann, diese Unzulänglichkeit zwei Uhr morgens auf dem Rastplatz. Wären wir mit meinem Auto unterwegs gewesen, hätten wir auf einen Retter hoffen müssen.
Wider Erwarten, kamen wir halb drei in heimatlichen Gefilden an, und was dort auf mich wartete ist wieder eine andere Geschichte.
Aber gestern war ich zum ersten Mal in diesem Jahr in der Strandbar. Mit meiner besten Freundin – ich denke das kann ich so sagen, und lümmelte mich im Liegestuhl und meinte, bei mir passiert doch gar nichts.
scheues Reh - am Sa, 10. Juni 2006, 9:15
Desideria meinte am 12. Jun, 12:58:
Geht doch ...