der Wunsch an sich
Reisen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
Icon

 
Und dann gibt es diese Touristen, die schon wieder am Strand liegen und sich in den Bars amüsieren. Solange der Wind von der See kommt ist alles gut. Dahinter schieben Bagger die Trümmer beiseite und bergen die letzten Leichen. Und die Touristen argumentieren: „Aber wir haben doch geschuftet, das ganze Jahr und unseren Urlaub verdient!“ „Wir fahren an die Ostküste – dort ist alles intakt und wir helfen, da die Region ja vom Tourismus lebt“ – Das stimmt, aber die eingenommenen Dollars an der Ostküste helfen bestimmt nicht den Hoteliers, die ihre Unterkünfte in den Fluten verloren haben. Sind diese Menschen wirklich zu verachten? Angesichts des vielgesichtigen unendlichen Leids verbringen sie Ihre schönste Zeit des Jahres inmitten von Trümmern an einem schnell aufgeräumten Strand, immer Gefahr laufend, eine der Leichen könnte plötzlich aus dem Meer auftauchen und sie in die aktuellen Ereignisse hineinziehen. Ich weiß nicht, was richtig ist. Ich weiß nur, das keiner Schuld ist. Oder vielleicht hätte ein modernes Vorwarnsystem Schlimmstes verhindern können. Vielleicht hätten die ergangenen Wahrungen vielen Kindern das Leben retten können. Aber es ist passiert. Und nun kann die Region noch froh sein - und ich meine das nicht zynisch, das dort so viele Touristen aus den unterschiedlichsten Ländern der reichen Industriewelt zugegen waren, denn jetzt drängen sich deren Hilfsorganisationen in die Katastrophengebiete zu kommen, um ihre Landsleute zu retten. Nebenbei stellt man auch ein paar Wasseraufbereitungsanlagen und hilft den Einwohnern. Aber während sich BKA, forrensische Mitarbeiter, mobile Einbalsamierungsteams sich um die verwesenden Überreste ihrer Landsleute bemühen, werden die abertausend Toten der Region unregistriert in Massengräbern verscharrt oder verbrannt. Sicher es besteht dringende Seuchengefahr, aber geht die von Touristenleichen nicht auch aus? Ich hab leicht reden, ich vermisse niemanden, keiner aus meinem Familienkreis ist gestorben. Und wenn würde ich auch gern wissen ob, wo und wie und die Stelle kennen, an der ich trauern könnte, aber warum wird dieses Privileg nicht auch den Einheimischen zugestanden? Neulich sagte ein Reporter empört im Fernsehen: Die Urlauberhotels werden von Plünderern heimgesucht!“ Ja und was solls? Sie haben nicht alles verloren – es war ihr Urlaubsgepäck. Zu Hause wartet ein Heim, eine Existenz, eine Familie fernab von dem Horror. Ich als Chefredakteur hätte diesen umgehend gefeuert wegen sozialer Inkompentenz.
tilak meinte am 3. Jan, 21:15:
@rehlein
viele Fragen und die "richtige" Antwort gibt es nicht. Jeder kann nur für sich die Antwort finden.
Mir tun natürlich die Leute leid, die Jemand dort verloren haben, die vielleicht zusammen hin geflogen sind und allein heim kommen.
Aber genauso schwer ist mein Herz bei den Einheimischen, wobei ich sehr viel an Thailand denke, weil ich mehrmals dort war.
Ich könnte niemals dort am Strand liegen, während "nebenan" Elefanten Leichen aus dem Schlamm ziehen. Aber die Menschen sind verschieden und jeder reagiert anders.
Ich hoffe, dass möglichst vielen, in allen betroffenen Ländern geholfen wird, auch dann, wenn die Reporter das Land verlassen haben. Auch dort, wo kein Tourist gestorben ist. 
scheues Reh antwortete am 3. Jan, 21:18:
ja
das hoffe ich auch und vor allem das die Kinder dort wieder lachen lernen. Ich habe zusammen mit Junior geredet und wir haben zusammen die Spende ausgefüllt. Ich hoffe, das es ein wenig hilft. Und wenn jeder ein wenig hilft, gibt es vielleicht bald Hoffnung in Südasien. 
tilak antwortete am 3. Jan, 21:22:
ich glaube,
Kinder verarbeiten ganz anders, als Erwachsene. Wichtig ist, dass sie nicht allein sind.
Finde ich super, dass du mit deinem Sohn darüber redest. Ich war zu Besuch bei einer Familie mit 8 Jahre alter Tochter und habe dort Nachrichten geschaut. Sie durfte nicht zuschauen, weil das alles so schlimm ist.
Ich hole auch morgen die Spenden Zahlscheine, meine Firma und einige unserer Kunden möchten auch etwas geben.
Danke für deine Gedanken ! 
nestor meinte am 4. Jan, 19:57:
mann kann nur beipflichten. doch warum gibt's solche chefredakteuerInnen nicht?
manchmal sind's bei bei uns ein wenig - ich schreib: ein wenig - kritischer. zumindest bildlich. titelseite des "standard" (verzeih, ich finde das foto nicht im web, war vielleicht nur in der print-ausgabe): zwei dickbäuchige schweizer (egal, hätten auch össis sein können) zw 55 und 65. einer gestikulierend mit dem thailändischen premier, der andere auf seinem handtuch sitzend. die thais teilw in anzug und krawatte, die beiden urlauber in der badehose. ur-(laubig-)grauslich... 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma
Site Meter