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Es sollte Ägypten sein. Schon lange. Aber erst war Junior zu klein, dann fehlte das Geld und dann kam der Irak Krieg. Aber dieses Jahr gab es keine Hindernisse – obwohl das Reisebüro brauchte schon einige Zeit um das Passende zu finden und das war natürlich kein Schnäppchen und auch ein wenig kompliziert, aber egal im März würden wir nach Ägypten fliegen.
Und dann kam der Mittwoch. Bis fünf war ich im Büro, fuhr nach Hause und fand Junior mit Fieber vor. Super ich schwöre, jedesmal, wenn wir in den Urlaub fahren wollten, wurde er krank. Ich ihm also ein Fieberzäpfchen rein und in die Kiste. Selbst schaute ich mir ein Fußballspiel mit Beckham an. Ich weiß nicht mehr, wer gewonnen hat, aber Beckham verschoß den Elfmeter. Danach ging ich ins Bett um noch einige Stunden zu schlafen. Aber es ging nicht. Kurz entschlossen stand ich auf, weckte Junior und machte mich fertig das Auto zu beladen. Egal, ob ich drei Tage oder Wochen unterwegs bin – drei Gepäckstücke sind Pflicht. Witzigerweise halte ich jedoch immer das zulässige Höchstgewicht ein.
Nun- wir uns also mitten in der Nacht aufgemacht nach Düsseldorf. Radio: “überfrierende Nässe“ Also schlich ich mit Tempo 80 über die vereiste Autobahn um gegen 5 Uhr in Düsseldorf anzukommen, den gebuchten Langzeitparkplatz zu finden und die 40 Kilo Gepäck aufzugeben. und nun hatten wir noch fünf Stunden bis zum Abflug.
Zum Ende wurde es dann doch noch hektisch, da mir einfiel, das man doch noch etwas Geld tauschen sollte und wir quer durch das Flughafengebäude den entsprechenden Schalter suchen und finden sollten – wieder einchecken mußten, um dann doch noch unsere Plätze im Flieger einzunehmen. Vier Stunden Flugzeit und ich konnte nicht schlafen.

Am frühen Nachmittag betraten wir ägyptischen Boden. Warm – Luxor. Flughafengetümmel - endlich durch die Paßkontrolle und nur 20 Euros bar und den Gegenwert von 100 Euros in Ägytischen Pfunds dabei. Irgendwann fanden wir unseren Bus, der uns zur Anlegestelle bringen sollte. Und nun fuhren wir durch Luxor. Plötzlich erwähnte der Reiseleiter, dass wir am Luxortempel vorbei fuhren. Es war die Anlage, die man sonst auf allen ägyptisch beschreibenden Bildern findet. Da steht sie da hoheitsvoll beeindruckend und allein. Aber in Reality war sie eingebaut von Wohnhäusern und verschwand im Bedeutungslosen. Enttäuschung machte sich breit.

Etwas abseits von Luxor befand sich die Anlegestelle. Wir stiegen aus und betraten das erste Schiff und gingen zum zweiten - dritten das vierte war unseres. Die Nilschiffe doggen aneinander an, um die teuren Anlegestellen rentabler zu gestalten und nicht selten sind bis zu fünf Schiffen miteinander vertäut.
An jedem Übergang finden sich Sicherheitsschleussen –ähnlich denen am Flughafen und bewaffnete Sicherheitskräfte, die gegebenenfalls sich nicht scheuen, von der Waffe Gebrauch zu machen.
So standen wir nun in der Lobby unseres Schiffes und warteten auf die Kabinenverteilung. Ich fühlte mich stark erinnert an den Film „Tod auf dem Nil“. Ein riesiger Kronleuchter herrschte über der Räumlichkeit, die mit überwuchtigen Ledersofas möbliert war. Schwere Samtvorhänge vereitelten den Blick durchs Fenster und verplüschte, mit Troddeln verzierte Standlampen verteilten ihr sanftes Licht.
Unsere Kabine befand sich gleich unten am Heck. Unser Gepäck wurde abgeladen und wir erkundeten die Räumlichkeit, erfrischten uns und machten uns auf den Weg zum Sonnendeck.

Inzwischen war die Nacht über Luxor eingebrochen, so dass wir die Umgebung nur erahnen konnten. Wir entdeckten jedoch einen – ziemlich - kalten Pool, einige unterhaltungs - bedürftige Mitreisende und gingen dann zum Dinner.
Dieses entpuppte sich als wirklich kulinarisches Ereignis. Ein wunderbares Büfett mit lauter Köstlichkeiten und umringt mit unglaublich dienstbereiten Kellnern genossen wir die erste Mahlzeit auf dem Nil.
Leider drängte ein wenig die Zeit, denn um 7 Uhr abends trafen wir uns an der Anlegestellen, wo unser Guid Mohammed bereit stand für unsere erste Exkursion „Luxor Tempel“.
Und so fanden sich denn auch alle im Bus, um die Sehenswürdigkeit zu bestaunen.
Und ich –ein wenig desillusioniert von der am Tages-Vorbeifahrt fummelte an meiner neuen Digicam herum, deren Gebrauchsanleitung ich bis dato noch nicht gelesen, geschweige denn verstanden hatte.
Und dann waren wir plötzlich da und im Dunkel der Nacht erstrahlte, von den richtigen Scheinwerfern in Szene gesetzt, der Luxor Tempel. Im Dunkel eingetaucht waren die unwichtigen Gebäude, die bei Tag eng an ihn heran geschmiegt waren. philMajestätisch wachte der Pylon über der ägyptischen Nacht und der Obelisk verkündete die Macht, die einstmals in ihm verkörpert war. Die Pharaonen blickten herrschaftlich auf das unwesentliche Treiben der Touristen unter ihnen, wissend, das sie die Geschichte erschufen, in einer Zeit weit vor der Zeit. Und so senkte sich der Atem der Geschichte auf mich und meine Hand strich über Reliefs, die vor Jahrtausenden in die Mauern gepreßt wurden und Jahrhunderte im Nilschlamm ver/geborgen waren, um nun Zeugnis abzulegen über die großen Taten der Vorzeit.
Ja ich war angekommen.

Am ersten Weihnachtstag 2000 entfloh ich dem heftigen Schneesturm und landete bei 25 Grad in Marokko. Das Ziel hieß Agadir und entpuppte sich als einen sehr bescheiden eingerichteter Bungalow, dessen einziger Vorteil darin bestand, dass er nahe dem Meer gelegen war. Bei Regen! machte ich mich auf den Weg, um einige Einkäufe zu erledigen. Danach erkundete ich die Anlage und ließ das Erste Trinkgeld beim Abendessen. Müde fiel ich ins Betten und schlief traumlos bis zum nächsten Morgen. Schade eigentlich soll das, was man in der ersten Nacht im fremden Bett träumt in Erfüllung gehen.
Nun nach dem Frühstück wartete ein Begrüßungsgespräch des Reiseveranstalters auf mich. nebst verdünnten Begrüßungsgetränk. Zufällig saß ich neben U.. Sie kam aus Leipzig und war auch allein unterwegs. Dummerweise schloß Ihre Tür nicht und sie sagte nur: „ Ich will sofort wieder nach Hause“ Ich schaute sie an, sie war eine blonde Frau Anfang Vierzig und schaute ziemlich frustriert rein. Wir hörten was von möglichen Ausflugszielen, Verhaltensregeln und wie wir unser Urlaubsgeld nicht den herum streuenden Händlern am Strand sondern unserem geliebten Reiseveranstalter geben sollten.
Wir beschlossen zusammen an den Strand und in den Ort zu gehen. Wir redeten viel und lernten uns immer besser kennen. U. hatte eine Tochter und einen Sohn und machte gerade Urlaub von den Schwierigkeiten zu Hause den Hausschulden, nörgelnden mit wohnenden Eltern und Männern, die sie letztendlich in eine Therapie getrieben hatten. Ich fand U. toll

Blöderweise hatte sie einem Freund am Vortag ihr Leid geklagt und ihn gebeten nach Marokko zu kommen, was dieser dann leider auch tat, etwas später. Doch vorher gehörte fast eine wunderbare Woche uns. Wir sonnten uns am Strand, verwirrten die Händler und schwärmten für die Animateure.

Nachmittags trafen wir uns am Pool und genehmigten uns einen Drink und wir visierten die Anwesenden. Plötzlich gingen zwei Animateure über die Brücke des Pool. Der Linke war mir schon vorher aufgefallen. Er war unglaublich muskulös und sah verdammt gut aus. Ich griff nach meiner Sonnenbrille und ließ sie langsam runtergleiten (die Nase natürlich) und sendete einen tiefen Blick in Richtung Muskelmann. Der wurde aber leider falsch aufgefangen von seinem Partner, der von nun an nicht mehr von meiner Seite wich. Super!

Er Richi wurde nicht müde mich um ein Date zu bitten und schließlich gab ich nach. Wir trafen uns am Hoteleingang Richtung Meer. Natürlich hatte ich U. Bescheid gegeben. Inzwischen war ihr Freund R. eingetroffen und beide hatten sicher eine Menge zu besprechen. Ich hatte ihn kurz zu Gesicht bekommen. Er war einer jener zu schnell alt und auch dick gewordenen Typen, auf die die Beschreibung typisch deutsch zutraf oder eher prollich? Mich beruhigte das U. mir anvertraut hatte, das sie noch nicht wirklich zusammen waren. Eigentlich paßte er mit seiner polternden Art so gar nicht zu ihr. Immerhin war er gekommen. Später erfuhr ich jedoch, daß U. ihm den Flug bezahlt hatte. Nun nichts ist perfekt. Jetzt hatte ich sowieso mein eigenes Date vor mir.

Richi war ein typischer Marokkaner. Aber was ist das? Er war etwa Anfang 30 groß dunkel und schlank, aber so richtig hübsch war er nicht. Er hatte dunkle Haare und braune Augen und konnte fließend deutsch. Er wartete schon auf mich, als ich sportlich, leger auf ihn zu schlenderte. Wäre es ein wichtiges Date gewesen hätte ich bestimmt mehr aufgedreht. Aber dummerweise hatte ich auch meinen Fön vergessen und mein Haar ließ sich nur mit einem Haarband bändigen. Meine Traumfigur war im letzten Jahr irgendwann verloren gegangen, aber ich ging nun auf Mitte Dreißig zu und da mußten langsam die inneren Werte wirken.

Auf ihn wirkten sie offensichtlich. Wir spazierten am Strand und verfolgten den Sonnenuntergang. Auf der Promenade waren Heerscharen von Menschen unterwegs. Nach einem kleinen Platz begann eine Straße, in der Cafés und Bars aneinander gereiht waren.
Aus einer dröhnte Live-Musik. In die gingen wir rein. Wir bestellten ein Rotwein und philosophierten über die Welt, das Leben und eigentlich war es ziemlich langweilig, weil der Mensch mich überhaupt nicht interessierte. Nun wir blieben jedoch eine ganze Weile so bis Mitternacht, da bestand ich darauf nach Hause bzw. ins Hotel gebracht zu werden.

Eine halbe Stunde später war ich auch da. Relativ vergnügt und unbefangen ging ich in die Hotel eigene Disko und traf auf U. und ihren Freund R. . Die waren in einiger Aufruhr, da sie mich seit Stunden vermißt hatten. Also hatten sie mehrere Male an der Rezeption nach mir gefragt. Auch hatten Sie Tarik – so hieß dieser unglaublich gutaussehende Animateur, den ich eigentlich hatte treffen wollen, erzählt, das ich mit Richi verabredet war und noch nicht aufgetaucht wäre. Sein, wie ich finde trockener Kommentar war, das Richi mich schon wohlbehalten am nächsten Morgen abgeben würde. na toll! Also stellte ich erst mal Tarik - der natürlich unglaublich gutaussehend an einer Säule gelehnt stand - klar, dass ich schon vor dem Morgen wohlbehalten wieder angekommen war.
Unschlagbar war jedoch R., der mich knapp 30 Minuten kennend, einen unerschütterbaren Beschützerinstinkt aufgebaut hatte. Na klar, er kam ja auch aus der Zivilisation und mußte deutsche Frauen vor den Bestien beschützen. Vielleicht sollte er das nächste Mal fragen, ob sie von ihm beschützt werden wollen. Er schüttete Whisky in sich hinein und beschwerte sich, dass die es wirklich wagten arabische – übrigens sehr tanzbare- Musik spielten, wo doch er – ein Deutscher- in der Disko saß. Aber ich glaube nicht mal DJ Ötzi hätte ihn aus dem Sofa gerissen.
Na egal ich mochte ihn nicht mehr ertragen und nachdem ich ihm mehrere Male erklärt hatte, das ich keinesfalls seine kleine Schwester bin und auch keinen Wert auf seinen besonderen Schutz lege, konnte ich U. überreden nach auch arabischen Rhythmen zu tanzen. Was wir im Übrigen schon ziemlich gut beherrschten.
Außerdem konnte ich so Tarik im Augenfeld behalten.
Offensichtlich macht es keinen Eindruck auf ihn, denn er stand immer noch unbeweglich an seiner Säule und nippte an seinem vermutlich alkoholfreien Drink.
R. schmollte immer unverhohlener in seiner Ecke rum und ich hatte keine Lust mich weiterhin für mein angebliches Fehlverhalten zu entschuldigen, also verabschiedete ich mich, wünschte brav eine gute Nacht und suchte den Weg zu meinem Bungalow und fand ihn schließlich. Ich sank in mein Bett und in einen tiefen Schlaf.

 

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